Das
Karrieretag.org-Trendbarometer widmete sich im Juli einem Thema, das wohl die meisten von uns betrifft: wie sieht es mit der
Erreichbarkeit – oder gar Arbeit – im wohlverdienten Urlaub aus? Dazu wurden die Besucher der bundesweiten Karrieretage befragt. Die Ergebnisse zeigen einen klaren Trend.
Nicht erst seit Corona steigen die Anforderungen an die individuelle Produktivität, der Fachkräftemangel verschärft die Situation. Viele Arbeitnehmer haben das Gefühl, ihre Arbeit nicht vollständig erledigen zu können, wenn sie während ihres Urlaubs nicht erreichbar sind. Kein Wunder, dass das
Firmenhandy bei satten 55 Prozent der Befragten einen Fixplatz im Reisegepäck einnimmt. Ebenso viele nehmen ihr Büro-Notebook mit in den Urlaub. Sogar Ausdrucke bzw. Akten werden von 19 Prozent der Studienteilnehmer mit in den Koffer gepackt.
Mails werden oft mehrmals täglich gecheckt
Nur 44 Prozent der Befragten gaben an, während des Urlaubs „
prinzipiell nicht erreichbar“ zu sein. Dem gegenüber stehen 56 Prozent, die um Urlaub beruflich - mehr oder weniger freiwillig - erreichbar sind. 18 Prozent aller Befragten sind erreichbar, weil es „explizit von ihnen erwartet“ wird. Beinahe 24 Prozent der Studienteilnehmer sind für Kollegen oder Vorgesetzte zu sprechen, weil sie „es selbst für notwendig“ hielten. Immerhin 19 Prozent geben an, im Urlaub nur für ihre Vorgesetzten erreichbar zu sein.
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Von den im Urlaub erreichbaren Teilnehmern überprüfen
29 Prozent „mehrmals täglich“ ihre beruflichen Mails, 32 Prozent machen das „einmal täglich“, 20 Prozent „alle paar Tage“, rund 8 Prozent „einmal pro Woche“. 11 Prozent geben an, „seltener als einmal pro Woche“ ihr E-Mail-Postfach zu kontrollieren.
Motive für die Erreichbarkeit
Viele der Befragten fürchten
negative Konsequenzen, wenn sie im Urlaub den Kanal zum Arbeitgeber nicht offenhalten: So berichten 42 Prozent der Antwortgeber, dass während ihres Urlaubs schon einmal „Entscheidungen über ihren Kopf hinweg“ getroffen wurden, mit denen sie nicht einverstanden waren. Auch den im Büro zurückgebliebenen Kollegen wird nicht immer vollends vertraut: Satte 49 Prozent stimmten der Aussage zu, dass ihre „Kollegen nicht in der Lage waren, ein Problem ohne sie zu lösen“ – und das wäre den Befragten später auf die Füße gefallen. Rund 15 Prozent mussten sich aufgrund ihrer Nichterreichbarkeit sogar schon eine Standpauke ihres Vorgesetzten anhören. Vom Chef oder der Chefin werden ohnehin stolze 16 Prozent der Befragten auch schon mal im Urlaub angerufen.
Ständig erreichbar: Erholung bleibt auf der Strecke
Verhindert das ständige Checken von E-Mails und Nachrichten, dass der Urlaub seine regenerative Wirkung verliert? Vielen Urlaubern hat die ständige Erreichbarkeit jedenfalls „schon manchen Urlaubstag vermiest“ (27 %). Interessant ist in diesem Zusammenhang die Einschätzung der „persönlich empfundenen Belastung“, die mit der Erreichbarkeit im Urlaub einhergeht: Gemittelt über alle Altersgruppen fühlen sich die Befragten mit 51 von 100 möglichen Punkten
„mittelgroß“ belastet. Unerwartet: Ausgerechnet die Altersgruppe 50+ steckt das Thema mit nur 42 Punkten am besten weg.
Generell scheint echtes Abschalten im Urlaub immer seltener zu werden: So geben 52 Prozent der Studienteilnehmer an, im Urlaub „viel zu oft“ auf ihr Handy zu schauen – „egal ob privat oder beruflich“. Ein Drittel der Antwortgeber würde deswegen auch weniger Bücher als früher im Urlaub lesen. Viele Befragte spüren auch den Unterschied zu früher: 44 Prozent berichten, dass sie sich in Urlauben, in denen sie komplett offline waren, deutlich besser erholen konnten.
Kaum firmeninterne Regeln
Nur 30 Prozent der Teilnehmer geben an, dass es in ihren Unternehmen
klare Richtlinien zur Urlaubserreichbarkeit gibt, 46 Prozent der Antwortgeber haben keine diesbezüglichen Regeln, und 23 Prozent wissen zumindest nichts von einer – möglicherweise vorhandenen – Regelung. Dabei würden sich 27 Prozent wünschen, dass ihr Unternehmen „mehr Wert auf die Erholung der Mitarbeiter legt“.
Persönliche Abschalt-Strategien
Die Studie fragte die Teilnehmer auch nach ihren erfolgreichsten
Strategien für die Nicht-Erreichbarkeit. Dabei nannten 57 Prozent der Teilnehmer ihre persönliche Abwesenheitsnotiz, mit der sie kommunizieren, dass sie ihre Mails während des Urlaubs nicht lesen würden. 42 Prozent weisen ihre Vorgesetzten explizit darauf hin, nicht erreichbar zu sein. Und bei 46 Prozent der Antwortgeber, die im Urlaub nicht erreichbar sein wollen, bleibt der Laptop überhaupt gleich zu Hause. Sehr hilfreich ist auch eine Urlaubsvertretung, „die sich um alles kümmern kann“ (40 %).
Fazit
Das Bauchgefühl trügt nicht: „Always on“ hat uns auch im Urlaub erreicht. Ob das als Belastung empfunden wird, ist höchst individuell. Die Ergebnisse aus dem Karrieretag.org-Trendbarometer deuten allerdings darauf hin, dass rund ein Drittel der Befragten einen
negativen Einfluss auf den Erholungswert ihres Urlaubs sieht. Unternehmen könnten hier mit klaren Richtlinien für klare Grenzen zwischen Arbeit und Erholung sorgen.
Erstellt von (Name) E.R. am 01.08.2024
Geändert: 01.08.2024 15:45:21
Quelle:
Karrieretag.org
Bild:
Bildagentur PantherMedia / marcinmaslowski
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